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Nachgefragt: Wie verpackt man einen Wal?

Wie verpackt man eigentlich einen Wal? Eine Frage, die ein wenig an den 90er Jahre Kinohit „Free Willy“ erinnert, in welchem es den titelgebenden Schwertwal zu transportieren galt. Tatsächlich handelt es sich hierbei aber um ein aktuelles Anliegen, mit dem das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) an die Studenten der Hochschule Bremerhaven herangetreten ist. Im Gespräch mit Museologin Annika Opitz erfahren wir mehr über die Hintergründe des ungewöhnlichen Verpackungsvorhabens.

Hildebrandt: Frau Opitz, verraten Sie uns ein paar Worte über sich!

Opitz: Ich bin am Deutschen Schiffahrtsmuseum als Museologin für die Museologie, das Sammlungsmanagement und das Leihwesen zuständig. Derzeit plane und koordiniere ich die Umzüge des Kulturgutes aus dem Museum in ein Interimsdepot.

Hildebrandt: Das DSM ist kürzlich mit einem besonderen Verpackungsvorhaben an den Studiengang Transportwesen / Logistik der Hochschule Bremerhaven herangetreten. Was hatte es hiermit auf sich?

Opitz: Bei dem Verpackungsvorhaben ging es darum, ein hängendes Pottwalskelett in unserer Ausstellung zu verpacken. Das Skelett ist das eines Pottwal-Bullen, es ist 17 Meter lang und 5,5 Tonnen schwer. Aufgrund des enormen Gewichts wurde die Decke in diesem Bereich bereits während der Bauphase ertüchtigt. Auch wenn im Zuge der Neugestaltung unserer Ausstellungen zum Schwerpunkt „Mensch und Meer“ alles neu angeordnet wird, muss das Walskelett aus statischen Gründen an seinem Platz bleiben. Damit das Skelett während der Umgestaltungsphase den optimalen Schutz erhält, wurde ein vom Förderverein des Deutschen Schiffahrtsmuseums finanzierter Verpackungswettbewerb ausgerufen.

Hildebrandt: Welche Risiken bergen die Baumaßnahmen für das knöcherne Exponat? 

Opitz: Große Baumaßnahmen sind in diesem Bereich zwar nicht geplant, allerdings mussten unsere Schiffe, Boote und weitere Großexponate aus der Ausstellung an dem Walskelett vorbei manövriert werden. Es bestand also ein Risiko, dass das Skelett beschädigt wird. Zudem musste das Tor neben dem Skelett während der Transporte im Winter längere Zeit offen bleiben. Die hiermit verbundenen, extremen Klimaschwankungen sind aus konservatorischer Sicht schädlich.

Hildebrandt: Welche Anforderungen waren infolgedessen bei der Verpackungswahl zu berücksichtigen?

Opitz: Wichtig war uns ein kostengünstiger und innovativer Lösungsweg. Es sollte eine leichte, hängende Konstruktion unter Berücksichtigung der Gegebenheiten entstehen, die Klimastabilität gewährleistet und gleichermaßen als Stoß- und Staubschutz fungiert.

Hildebrandt: Für die Studenten sicher eine besondere Herausforderung, die ihnen in dieser Form noch nicht begegnet ist. Welches Verpackungskonzept ist letztlich zum Tragen gekommen?

Opitz: Da die Vorschläge allesamt recht kosten- und zeitintensiv waren, haben wir uns für ein aus den Konservierungswissenschaften bewährtes Material entschieden: Wir haben das ganze Skelett mit einem speziellen Spinnvlies aus 100 Prozent Polyethylen eingepackt. Dieses wurde speziell für die Verpackung von Kunstobjekten entwickelt, ist weich, flexibel, reißfest, atmungsaktiv, pH-neutral und antistatisch. Gerade die Tatsache, dass es sich hierbei um ein atmungsaktives Material handelt, war wichtig. Es schützt das Skelett vor Zugluft und das Exponat wurde unübersehbar – denn das Skelett wirkt durch die weiße Farbe des Vlieses derzeit wie ein Gespenst. Zudem konnten wir sicher sein, das das Material keine irreversiblen Schäden am Exponat hinterlässt.

Hildebrandt: Wie bewerten Sie die Leistung der Studenten und wie wurde diese honoriert?

Opitz: Die beteiligten Studenten haben in kurzer Zeit und mit nur wenigen Vorgaben gute Konzepte erstellt. Wir haben einen 1. Platz und einen 2. Platz verliehen, die mit einem Preisgeld von 250 Euro und 100 Euro dotiert waren. Das Preisgeld hat uns der Förderverein zur Verfügung gestellt. Wir haben aus diesem ersten Verpackungswettbewerb gelernt und starten derzeit gerade den nächsten. Diesmal geht es um ein wirklich aufwendiges Verpackungsprojekt: Eines unserer Leitexponate muss über 2 Jahre vor diversen Bau- und Sanierungsmaßnahmen geschützt werden.

Hildebrandt: Was verpackt wurde, wird früher oder später auch wieder ausgepackt. Wann werden die Bauarbeiten abgeschlossen und das Walskelett wieder zu bewundern sein?

Opitz: Das Walskelett wird bereits im August 2018 anlässlich einer Sonderausstellung zum Kulturerbejahr bei uns im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven wieder zu bewundern sein. Mehr zum DSM und unseren Ausstellungen finden Sie auch auf unserer Internetseite unter www.dsm.museum.

Das Interview wurde geführt von Tobias Kemper. Wir danken Frau Opitz für das informative Gespräch sowie die Bereitstellung des gezeigten Bildmaterials.


Ansprechpartner:in Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

Janina Ohrtmann
Unternehmenskommunikation
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